Es ist schon eine lange Tradition, dass der MHWK-Vorstand seine monatlichen Sitzungen in einem Mitgliedsunternehmen oder in einem an der Arbeit des MHWK interessierten Unternehmen der Region Berlin eastside durchführt. Die Novembersitzung fand gestern im Hotel Kolumbus statt und das aus einem noch ganz anderen Grund. Der Wirtschaftskreis Hohenschönhausen-Lichtenberg hatte zum traditionellen „Martinsgansessen“ ins Hotel Kolumbus eingeladen, und so verlegten wir die Vorstandssitzung kurzfristig dorthin und konnten so zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
Monika Rink, Inhaberin und Geschäftsführerin, begrüßte uns herzlich und stellte kurz ihr Hotel vor. Das 1994 eröffnete Drei-Sterne-Hotel hat nach vielen Investitionen und der schrittweisen Rekonstruktion des gesamten Hauses eine Kapazität von 224 Zimmern mit insgesamt 614 Betten, diverse Tagungsräume und ein Restaurant. Die Geschichte des Hotels ist untrennbar mit dem Namen der Geschäftsführerin verbunden: Monika Rink kaufte das einstige Arbeiterwohnheim vor 16 Jahren und führt es seitdem als mittelständisches Unternehmen sehr erfolgreich. Sie selbst ist als Unternehmerin über die Grenzen des Bezirks hinaus bekannt und geschätzt, wobei ihr soziales Engagement eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Das Hotel Kolumbus wurde im Jahr 2006 als erfolgreiches inhabergeführtes Unternehmen mit dem „Großen Preis des Mittelstandes“ der Oskar-Patzelt-Stiftung ausgezeichnet.
Nach der diesmal nur zweistündigen Sitzung – u. a. wurden der Veranstaltungsplanentwurf 2011, der Finanzplanentwurf für 2011 und die Aktivitäten zum 20-jährigen Vereinsjubiläum im nächsten Jahr diskutiert – war ein schöner Tisch für uns reserviert. Der Kartenpreis betrug 22 Euro, davon gingen 10 Euro zu Gunsten der Stiftung zur Kinder- und Jugendförderung des WKHL. Das Essen war vorzüglich. Doch woher der Brauch des „Martinsgansessens“ kommt, wusste kaum einer. Was steckt hinter dem kulinarischen St. Martins-Brauch? Und stimmt es tatsächlich, dass Martinsgänse Glück bringen? Das könnten wir nämlich für die Vorhaben im nächsten Jahr gut gebrauchen.
Tatsächlich hat der Brauch der Martinsgans seine Wurzeln nicht in dem großzügigen und barmherzigen Verhalten des Heiligen Martin, sondern im Kreislauf des Bauern- und Kirchenjahres. Am 11. November beginnt die 40-tägige vorweihnachtliche Fastenzeit und damit eine Phase, in der fettes Essen tabu ist. Überdies war der 11. November früher jener Termin, an dem die bäuerlichen Pachtzahlungen fällig wurden – und die bestanden nicht selten aus Federvieh, weil im Mittelalter Naturalien Geld weitgehend ersetzten. Das bäuerliche Winterjahr gestaltete sich ruhig, was auch aus den veränderten Lichtverhältnissen resultierte. Die Felder waren bestellt, viel Arbeit gab es nicht mehr zu tun, die Tage wurden immer kürzer, und man hielt sich im Hause auf, spann Wolle, kochte ein und bereitete die Wintervorräte zu. Weil es dafür keines großen Gesindes bedurfte, wurden an St. Martin zudem Mägde und Knechte entlassen und zum Abschied ebenfalls mit einer Gans beschenkt. Dass die Bauern und Gutsherren ausgerechnet eine Gans zum Geschenk erwählten, mag mit der Heilkraft zusammenhängen, die den wachsamen Vögeln zugeschrieben wurde: Das Fett der Gans, hieß es, sei gut gegen Gichtleiden; ihr Blut senke Fieber. An Hexerei hingegen erinnert der Brauch, eine Feder des linken Flügels zu verbrennen, mit Wein zu vermischen und anschließend zu trinken, um Krampfanfällen vorzubeugen. Ebenso kurios erscheint der Glaube, aus dem gemeinsamen Zerbrechen der Gänse-Brustknochen die Zukunft zu lesen: Wer das größere Stück in den Händen hielt, durfte sich nach damaliger Auffassung auf die Erfüllung eines lange gehegten Wunsches freuen. Es ist nicht bekannt, wem das an diesem sehr schönen Abend gelang. Unser Dank gilt dem Team vom Kolumbus Hotel und dem Wirtschaftskreis Hohenschönhausen-Lichtenberg für die nette Einladung.