Hotelmüll weckte Unternehmergeist

Hellersdorf : Eins, zwo, drei, vier! – Folge 2 Den Namen ALBA verbindet der Durchschnittsdeutsche mit Basketball. Immerhin kennen Umfragen zufolge nicht nur 98 Prozent der Berliner, sondern auch über 60 Prozent der übrigen Bundesbürger die erfolgreichen Korbjäger aus der Hauptstadt. Doch der Vereinsname des Serienmeisters geht auf ein Berliner Familienunternehmen zurück.Was steckt hinter dem wohlklingenden Namen ALBA? Es wird behauptet, dass der Gründer Franz Josef Schweitzer seine Firma willkürlich nach dem malerischen Städtchen Alba benannt hat, das im italienischen Piemont liegt. ALBA bedeutet auch nicht „Arbeite Lieber Beim Arbeitsamt“, denn damals gab es bundesweit lediglich ca. 300.000 Arbeitslose. Die humorvollste Variante stellt auf die Bedeutung des Wortes ab. Als gebildeter Mann hätte Schweitzer gewusst, dass das Wort Alba aus dem Lateinischen kommt und weiß, rein bzw. sauber bedeutet. Doch ging es bei dieser Geschichte nicht um die Gründung einer Waschmittelfabrik. Franz Josef Schweitzer war ein weit gereister Bauingenieur aus dem Rheinland, der unter anderem einen Staudamm in Malaysia errichtet hat. Mit der Müllbranche hatte er nichts zu tun, und dennoch begann im Sommer 1968 alles mit einem Müllhaufen vor dem Berliner Kempinski-Hotel. Schweitzer wunderte sich darüber, dass es keine Sammelcontainer für den Unrat gab – und führte sie kurzerhand ein. Mit sechs Mitarbeitern und drei fünfzehn Jahre alten Lastwagen gründete er schließlich am 1. August 1968 das Entsorgungsunternehmen ALBA. Den Namen ALBA übernahm er von der Duisburger Familien-Reederei seiner Frau. Ideenreichtum, Durchhaltevermögen, marktwirtschaftliches Denken und Handeln und nicht zuletzt seine soziale Kompetenz ebneten den Weg in den noch jungen Markt der Wiederverwertung von Abfällen.

Keine neue Idee...

Auf Initiative von ALBA wurden ab 1973 farbige Wertstofftonnen haushaltsnah aufgestellt. Glas, Pappe und  Papier wurden getrennt erfasst und einer Verwertung zugeführt. In der DDR existierte bereits seit den 1960er Jahren ein SERO (Sekundärrohstofferfassungs)-System. Die Motive dafür waren allerdings wirtschaftlicher und politischer Natur.

Schnell baute sich Schweitzer in der Berliner Wirtschaft einen Kundenstamm auf, gewann Großunternehmen wie Handwerksbetriebe und stellte in der Stadt bunte Wertstofftonnen auf. Privathaushalte durfte ALBA allerdings nicht bedienen. Das blieb der Stadtreinigung (BSR) vorbehalten. Trotzdem passte dem Landesbetrieb die neue Konkurrenz nicht. 1983 wollte die Politik den privaten Wettbewerber daher sogar verbieten lassen. Dafür war ALBA aber zum damaligen Zeitpunkt mit 500 Mitarbeitern und 250 Fahrzeugen schon zu groß. Heute entsorgt das Recycling-Unternehmen ALBA die Bundestagsgebäude und die Daimler-City am Potsdamer Platz  und ist seit 1991 Sponsor der gleichnamigen Berliner Basketballmannschaft. ALBA gehört sogar zu den führenden Entsorgungsdienstleistern und Rohstoffanbietern in Europa  – mit einem jährlichen Umsatzvolumen von fast drei Milliarden Euro und 9.000 Mitarbeitern an über 200 Standorten in Deutschland und zehn weiteren Ländern.

ALBA im Bezirk

Gerade die Umwelt- und Entsorgungstechnik ist für viele im Bezirk zur Existenzgrundlage geworden. ALBA gehört zu den großen Arbeitgebern in Marzahn-Hellersdorf. Die ALBA-Gruppe engagierte sich bereits seit 1990 vor allem dafür, dass bestehende Betriebe im Ostteil der Stadt in die Gruppe übernommen und modernisiert sowie traditionelle Standorte gesichert wurden und erwarb sich damit beim Aufbau einer leistungsfähigen Entsorgungswirtschaft in den neuen Ländern besondere Verdienste. 1992 übernahm ALBA das ehemalige Druckplattenwerk an der heutigen Frank-Schweitzer-Straße in Marzahn, wandelte es in einen modernen Entsorgungsbetrieb um und machte es zum Standort des Betriebsteils Lepkojus Sondermüll, das u. a. Altöl und Lacke annimmt und aufarbeitet sowie einzige Sammelstelle des Unternehmens für Kühlschränke ist.

Weniger als zehn Prozent der 400 Tonnen, die hier täglich über die Bänder laufen, ist wirklich Abfall – etwa Fetzen von Dachpappe oder Zigarettenstummel. Der Rest wird so präzise sortiert, dass er als Sekundärrohstoff verkauft werden kann. So große Mengen sauber zu trennen, das ist wirklich nur mit modernen Maschinen zu schaffen. Im März 2008 besichtigten Mitglieder des MHWK die Anlage (kleine Bilder). Ein Vorgängerunternehmen der heutigen ALBA Berlin GmbH gehörte 1991 zu den Gründungsmitgliedern des damaligen Marzahner Wirtschaftskreises (Luftbild: Stefan Otto, apercu).

In Mahlsdorf werden mit moderner Technik die Reste der Großstadt sortiert. Auch hier befindet sich ein Standort der ALBA Group. Die 15 Millionen Euro-Investition von ALBA am Hultschiner Damm unterstreicht die starke Stellung des Bezirks im Umwelt- und Entsorgungsbereich. Insgesamt kann die seit fünf Jahren bestehende Anlage pro Jahr 85.000 Tonnen Material verarbeiten. Das entspricht der jährlichen Sammelmenge von rund 30.000 Entsorgungsfahrzeugen.  Dreizehn Wertstofftrenner sorgen für einen Reinheitsgrad der Wertstoffe von 92 bis 98 Prozent. In Deutschlands modernstem Sortier- und Aufbereitungszentrum für Abfälle aus der Gelben Tonne wurden damit 50 Arbeitsplätze dauerhaft gesichert.

Wir danken Herrn Ralf Hüsken, dem Technischen Leiter und Prokuristen, für das interessante Gespräch:

Kontaktdaten:

ALBA Logistik GmbH, Hultschiner Damm 335 in 12623 Berlin

Tel.: 35182418, Internet: www.albagroup.de

One Comment:

  1. Vielen Dank Herr Peters wie immer sehr informativ und humorvoll zugleich…

Comments are closed