Der Weg in die Selbständigkeit
1989 machten sich Hans-Jürgen Gaudig und seine Kollegen aus der Abteilung Forschung und Entwicklung des Wohnungsbaukombinats Berlin Gedanken um die Zukunft ihrer Arbeitsstätte. So entstand ein paar Monate später die Ingenieurgesellschaft BBP Bauconsulting. Der 22. Mai 1990 gilt als das Gründungsdatum dieser Berliner Ingenieurgesellschaft. Ihre damals neun Mitarbeiter befassten sich zunächst mit bautechnischen und bauphysikalischen Gutachten und Analysen von Gebäudezuständen. Inzwischen beschäftigt das Unternehmen ca. 50 Mitarbeiter in Berlin. Der Umsatz liegt stabil zwischen fünf und sechs Millionen Euro. Die BBP Bauconsulting gehört heute zur BauCon-Gruppe, einem Netzwerk kooperierender Unternehmen in den neuen Bundesländern. Zum Leistungsspektrum gehören die komplette Planung von Neubauten, die Instandsetzung, Modernisierung und Sanierung auch von kulturhistorischen Bauwerken und Altbauten. Einen Schwerpunkt setzt das Team bei der ganzheitlichen, ökologischen und energiesparenden Gebäudeplanung.
„Enzyklopädie der Platte“
Im Auftrag des Berliner Senats prüften ab 1991 drei Ingenieurbüros die Bausubstanz der zehn gängigsten Plattenbautypen Ostberlins auf Herz und Nieren. Heraus kam eine 36-bändige „Enzyklopädie der Platte“. Untersucht wurden Standfestigkeit und Wärmedämmung, Balkonbrüstungen und Dachabdeckungen, Fugendichtungen und Elektroinstallationen, Aufzüge und Stahlkonstruktionen der unterschiedlichen DDR-Wohnungsbauserien. Die trugen so „phantasievolle“ Namen wie Q3A, QX, P2, QP59, QP71, WBS 70/11, WBS 70/5+6, WHHGT, WHHSK und wurden quer durch die ganze Republik verwandt. Dr. Gaudig erinnert sich: „Wir hatten Glück und waren dabei. Innerhalb eines halben Jahres checkten wir die zehn gebräuchlichsten DDR-Wohnungsbauserien auf Bauzustand und Sanierungswürdigkeit, ermittelten die Kosten für Instandsetzung und Modernisierung, und dokumentierten das Ganze auf 28 000 Seiten.“ Die daraus für die Senatsbauverwaltung erarbeitete Broschüre gilt bis heute als Standardwerk über Plattenbauten. „Unsere Gutachten zu den Berliner Plattenbauten waren eine geniale Referenz. Aufträge aus allen neuen Bundesländern folgten.“ Heute führt die BBP ein öffentliches Senatsarchiv von Planungsunterlagen der Plattenbauserien im Osten und typischer Gesellschaftsbauten wie Schulen und Kitas.
Plattenbaukompetenzzentrum in der Wolfener Straße
„Die Platte wird weiterhin gebraucht“, ist der Geschäftsführer der Berliner Ingenieurgesellschaft BBP Bauconsulting Dr. Hans-Jürgen Gaudig sich sicher. „In Marzahn, Hellersdorf und Hohenschönhausen muss es bezahlbare Quartiere für verschiedenste Ansprüche geben, von der teilsanierten Studentenbude bis zur luxussanierten Dachgeschosswohnung“, meint Bauingenieur Gaudig. Nicht jeder könne sich ein eigenes Haus oder eine sanierte Altbauwohnung in Zehlendorf leisten. Von der generellen Verteufelung der industriell gefertigten DDR-Wohnblöcke hält er gar nichts. Stattdessen fällt seinem Team viel dazu ein, wie man sie individueller, mit flexibleren Grundrissen gestalten und wirtschaftlicher betreiben kann. Kurz gesagt: wie man die Platte menschlicher machen kann. In Deutschland gibt es höchstens eine Handvoll Büros, die sich so gut mit Sanierung, Rückbau, Umbau oder Aufwertung der Platte auskennen wie BBP aus unserem Bezirk. Bis 1996 war die Firma zu etwa 80 Prozent mit der Sanierung der Plattenbauten beschäftigt.
Mehr als nur Platte auf der Pfanne
Einmal so intensiv mit den Hinterlassenschaften des DDR-Wohnungsbaus befasst, entwickelten die BBP-Ingenieure und -Architekten eigene Konzepte für Problemsiedlungen. Aus einem kompakten Fünfgeschosser lässt sich ein luftiger 3,5 Geschosser machen, aus 100 Meter langen Blöcken können Einzel- und Doppelhäuser werden. Die fertigen Berechnungen, inklusive zu erwartender Kosten und Mieteinnahmen hat BBP. Doch allein auf das Geschäft mit der Platte wollten sie sich nicht verlassen. So kam die Altbausanierung hinzu und die Denkmalpflege. Noch spannender findet Gaudig – der sich schon während des Studiums auf Bauphysik spezialisierte – aber die Lösungen, die seine Firma für die Energieeinsparung entwickelt. Sechs Jahre Entwicklungsarbeit investierte BBP in die Be- und Entlüftung mit Wärme-Rückgewinnung. Unzählige Wohnungen wurden bereits mit der Technik ausgestattet. Bis zu fünf Prozent des Umsatzes investiert BBP in solche Entwicklungsprojekte. Das Unternehmen forscht auch auf dem Gebiet neuer Materialien für die Innendämmung von Altbauten. Außerdem gibt es einen Entwurf für die Sanierung eines sechsgeschossigen Plattenbaus in Passivhaus-Qualität, das heißt mit einem Heizwärmebedarf von weniger als 1,5 Litern Heizöl pro Quadratmeter Wohnfläche im Jahr. Das Unternehmen ist zuversichtlich, Bauherren für diese Zukunftsideen zu gewinnen.
In diesem Jahr stehen wieder zahlreiche Vorhaben auf der Tagesordnung: ein Mehrzwecksaal in Berlin-Hohenschönhausen und Wohnungsneubau in Berlin-Köpenick, Planungen zur Umgestaltung des Wohngebietes Stadtfeld in Wernigerode, Gutachtertätigkeit für das Bauministerium Brandenburgs, Bewertung von drei „Energiestädten“ u.v.a.m. Der MHWK gratuliert herzlich zum 20-jährigen Jubiläum und wünscht dem Unternehmen dabei viel Erfolg!
Weitere Informationen:
Ingenieurgesellschaft BBP Bauconsulting mbH
Wolfener Str. 36, 12681 Berlin
Tel. 936 923 11/Fax: 936 923 44
E-Mail: BBP@BauCon.de und Internet: www.baucon.de
Sehr geehrter Herr Kolbe,
ist es Euch möglich, mir eine Zeichnung der WBS 70 Außenwandelemente – Ringanker/ Sturzbewehrung (Deckenauflage) der Tragschale zu senden.
Ich wollte mich sowieso wieder einmal bei Euch sehen lassen.
Vielleicht könnt Ihr helfen.
Alles Gute
Wolfgang Steger